Sonntag, 25. Oktober 2009










Das Sommerleben....
Bilder sagen mehr als Worte, deshalb berichte ich euch bildlich von diesem Sonntag.
Wir sind mit der Gastfamilie unserer Mitfreiwilligen auf eine ehemalige Estancia gefahren - heute ein sehr schöner Park - und haben den Tag mit Sonne, Mate, Essen und Volleyballspielen verbracht.
Die Reisepläne machen sich auch. Wir haben uns für die nächsten Wochenenden und Urlaubszeiten viele und auch lange Wege vorgenommen.
Bald ist mein erster Rundbrief fällig. Von meiner Arbeit werde ich darin mehr berichten.
Liebe Grüße

Montag, 19. Oktober 2009

Ich danke den argentinischen Behörden für dieses Wochenende








Laut den „weltwärts“-Regeln, ist es Pflicht für uns Freiwillige mit einem offiziellen Visum im Land zu sein. Da sich die argentinischen Behörden aber nicht einigen können, wer von ihnen uns diese Visa ausstellen muss, haben wir bis jetzt noch keins bekommen. Unser 90-Tage-Touristenvisum ist dieses Wochenende allerdings ausgelaufen. (Ja die ersten drei Monate sind schon um)
Damit waren wir „gezwungen“ eine kleine Reise in unser Nachbarland Uruguay zu unternehmen, um bei der Einreise eine neue Aufenthaltsgenehmigung bis Januar zu bekommen.
Wir haben uns dann nach Colonia aufgemacht. Die Stadt, die Buenos Aires am anderen Ufer des Rio de la Plata gegenüberliegt. Mit der Fähre ging es äußerst bequem über den „breitesten Fluss der Welt“. (siehe unten;) )
In Colonia del Sacramento angekommen begingen wir den ersten Touristenfehler: Wir fragten am Kai einen Taxifahrer, ob der Weg bis zu unserem Hostel weit sei. „Ja“ sagte dieser und fuhr uns dann 10 Cuadras (ca. 2 Minuten) für 15 Peso um die Ecke.

Es gibt einen Haufen an kleinen Geschichten und kurzen Momenten, die wir an diesem Wochenende erlebt haben, die hier jeden Rahmen sprengen würden und auch kaum in Worte zu fassen sind. Das beeindruckenste war eine Wahlveranstaltung einer Partei mitten in Colonia. (Am 25.10. wird der Präsident gewählt) Ein unbeschreiblicher Gaudi. Momente der Freude und der Ausgelassenheit, die es in Deutschland nur auf Fanmeilen gibt.
Die Altstadt Colonias ist einfach wunderschön. Oft kam es uns vor, als wären wir in Italien oder Frankreich unterwegs. Alte Leuchttürme, Kopfsteinpflaster, Künstlermärkte und Restaurants mit unbeschreiblichem Blick in den Sonnenuntergang. Als wir allerdings den Strand, die Palmenwälder, die Kolibris und Papageien sahen, wurde uns klar, wo wir hier eigentlich sind - wo wir zur Zeit leben.
Dieses Wochenende war mit Abstand das teuerste hier, aber auch das mit dem besten Essen (in Jazzkneipen und auf Strandterrassen) der meisten Sonne im Gesicht und dem gemütlichsten Bett. Meine Matratze hier findet es lustiger mich mit täglichen kleinen Verspannungen zu ärgern.

Apropo Sonne: so wie bei euch in Deutschland gerade der Winter einzieht, macht sich hier die Hitze breit. Gestern habe ich einen Mann auf der Straße angesprochen, der Wasser liefert. Jetzt haben wir einen super Wasserspender, wie man ihn aus Arztpraxen kennt. Ich glaube so eine 25-Liter-Box machen wir im Sommer am Tag leer.

Eine komische aber im Nachhinein sehr lustige Situation habe ich heute morgen erlebt. Ich wollte unseren Warmwasser-Boiler (oder wie man das schreibt) wieder ans Brennen kriegen. Ich hab also 5 Minuten mit dem Gashebel und den Streichölzern gespielt, bis ich es endlich hinbekommen habe ein lautes Zischen aus der Gasleitung zu hören. Ich dachte mir „Cool jetzt ist wenigstens Gas da“. Ich drücke also auf den Zündhebel und eine happige Gasexplosion kommt mir entgegen. Jetzt sind meine Wimpern ein wenig kürzer und meine rechte Gesichtshälfte brauchte ich nicht mehr rasieren. Klingt übertrieben gefährlich, war aber nicht so wild.

Angenehm war es heute morgen etwa 4 Stunden vor diesem Bums, zu erfahren, wie viel Vertrauen die Menschen einem hier entgegen bringen. Ich habe Brötchen zum Frühstück geholt und hatte nur einen 100-Peso-Schein dabei. Die Dame hinter der Theke konnte mir nicht wechseln. Ich habe dann gesagt: „Ich wohne hier um die Ecke, hab Hunger und muss gleich zur Arbeit, kann ich danach bezahlen?“ Sie gab mir die Brötchen und sagte „Bis später“. Obwohl dieses Land so arm ist und wir in Deutschland so viel Geld haben, vertraut man Unbekannten hier und sich untereinander mehr, als ich das aus Deutschland kenne.

Diese Woche läuft die Arbeit wieder wie immer und die Kinder sind wie gewohnt, lieb, schwierig, überraschend, laut, wuselig und beeindruckend.