Freitag, 15. Januar 2010

Jonas mit E. Ein kleiner Poser.

Ein Tag mit weniger Kids. Da kriegen wir auch mal ein Gruppenfoto hin.


Dienstag, 5. Januar 2010

Ein Grund zur Freude – Die Kids im Schwimmbad

Seit kurz vor Weihnachten die Schulferien angefangen haben gibt es für die Kids bis März kein Nachhilfeunterricht mehr. Seit dem gehen wir mit unseren Apoyo-Gruppen zwei Mal die Woche schwimmen. Eines der Projekte in unserer Villa hat vor ein paar Jahren von eine Gruppe deutscher Freiwilliger einen recht großen Pool gebaut bekommen, den die Jugendgruppen der Villa im Sommer nutzen können.
Leider können wir mit unserer Gruppe nur eine Stunde ins Wasser, weil zum Beispiel die Gruppen der Jugendzentren und der anderen Angebote auch das Angebot nutzen wollen, aber es ist für die Kids und auch für uns eine angenehme Abkühlung.
Ich habe mich noch nie so auf irgendeine Art Arbeit gefreut, wie auf die Tage, an denen wir mit den Kids schwimmen gehen. Es ist unbeschreiblich, wie sehr sie sich über das kühle Nass freuen.
Dass wir Freiwilligen die einzigen sind, die mit den Kids ins Wasser gehen, bringt uns auch eine gute Gelegenheit die Kinder näher kennen zu lernen und eine Vertrauensbasis aufzubauen.
Die meisten Kinder können nicht schwimmen und brauchen daher jemanden, der sie wieder aus dem Wasser zieht, wenn sie mal aus Versehen ins tiefe Becken gesprungen sind. Hört sich dramatisch an, aber das ist es nicht. Die Kinder sind so glücklich im Wasser, dass ich bis jetzt nicht ein Mal in einer Streiterei eingreifen musste.
An den Tagen danach habe ich immer Muskelkater, weil es anstrengend ist, bei den vielen Kindern, die einen als Rettungsinsel benutzen, nicht selbst unterzugehen. Doch die Kinder so fröhlich zu sehen macht unglaublich Spaß.







Mein Mitfreiwilliger Jonas bei der "Arbeit"

Sonntag, 3. Januar 2010

Heiligabend in der Villa Itati

Mir war klar, dass in meinem Auslandsjahr in Buenos Aires einiges anders laufen würde, als ich das aus Deutschland kenne. Was genau, das wusste ich nicht. Ich habe mich in den letzten fünf Monaten mehr und mehr in diese Unterschiede eingelebt. Die Einschätzung der Fahrtauglichkeit eines Autos ist relativ zum Geldbeutel des Halters, die Zeit zwischen November und März nennt sich auf einmal Sommer und je näher das Jahresende rückt wird es immer heißer.
Der wohl eindrücklichste Abend, der mir auch zugleich am deutlichsten die verschiedenen Lebensweisen der Deutschen und der Argentinier gezeigt hat, war der 24. Dezember, Heiligabend.
Eine Weihnachtsstimmung kam im Vorfeld nicht auf, da Kälte, Schnee, die passende melancholische Musik im Radio, Adventskalender und das Zugeschmissenwerden mit Weihnachtsangeboten und die passende Werbung im Fernsehen fehlten.
Ich hatte mir vorgenommen, den Heiligabend, den ich dieses Jahr zum ersten Mal nicht nur außerhalb meiner Familie sondern auch außerhalb des Landes verbringen würde, so argentinisch wie möglich zu begehen. Wenn schon, dann richtig!
Daher habe ich mich sehr über das Angebot meiner Kollegen gefreut, Weihnachten mit ihnen in unserem Projekt in der Villa zu feiern. Die Betonung liegt hier auf Feiern.
Weihnachten ist in Argentinien kein Fest der Besinnlichkeit und des kuscheligen Zusammenseins.
An diesem Abend herrschte die „alegria“, die Freude.
Ich bin mit meinem Mitfreiwilligen Mateo zum Mittagessen und zum Vorbereiten des Abendessens früh in die Villa gefahren. Dort haben wir mit zwei unserer Kollegen in dem Jugendzentrum, in dem wir abends arbeiten, zu Mittag gegessen und in der Schwüle der Mittagshitze über die Probleme diskutiert, die den Menschen in der Villa dieses Leben bereiten, das sie leben / erleiden.
Es war für mich ein sehr interessantes Gespräch, da ich mir genau solche Momente von meinem Auslandsjahr auch erhofft hatte.
Wir sind dann nochmal kurz nach Hause gefahren, um uns dem Anlass entsprechend anzuziehen.
(Badeshorts aus.)
Um kurz vor 20.00 Uhr sind wir in den letzten Bus des Abends gestiegen, um in der kleinen Kirche, die in der Villa steht, mit unseren Kollegen in die Messe zu gehen. Gottesdienst mal anders, mit Sambarasseln und lateinamerikanischen Weihnachtsliedern. Ich war erstaunt, wie selbstverständlich eine der Nonnen in ihrer Fürbitte die Not der Menschen, die diesen Gottesdienst feierten, ansprach und formulierte:
„Wir danken dir, dass du heute Abend und auch sonst immer bei uns bist und uns begleitest. Dass du aus unserem Leben ein erträgliches machst, auch wenn unsere Kinder von den Drogen zermartert auf den Straßen leben und wir nicht wissen, wie wir sie versorgen sollen.“
Mich beeindruckte, wie schmerzend sie diese Fürbitte formulierte, aber doch einfach nur die Realität aussprach.
Nach der Messe wollten wir schnell in unser „Centro de Chicos“ zurück, weil Tincho (ein Spitzname eines unserer Kollegen) dort den Grill angeschmissen hatte und das Fleisch schon auf uns wartete.
Wir schafften es aber keine 50 Meter weit durch die Straßen zu gehen ohne von den Menschen in ihre Häuser gebeten zu werden und ein Glas Sidra gereicht zu bekommen. Die Nachbarn des centros nahmen die Gelegenheit, dass wir mal „privat“ in der Villa waren, um uns auszufragen, wer wir denn seien und wie es uns bei ihnen gefiele.
Ein ganz besonders schöner Moment war für mich, meine Kids aus dem Apoyo mal einfach so in der Straße zu treffen und mit ihnen rumzuscherzen ohne den Lehrer spielen zu müssen.
Bei dem späteren köstlichen Weihnachtsmahl vom Grill wurde mir aber auch schmerzhaft bewusst, dass ich zwar mit Kollegen aber auch mit zwei Jungs am Tisch aß, die wohl nur hier waren, weil sie zuhause kein Weihnachtsessen bekamen. Ich feiere Weihnachten ohne meine Familie, weil sie weit weg ist. Diese zwei feierten Weihnachten mit uns, ohne ihre Familie, obwohl sie zwei Häuser weiter lebten.
Der größte Unterschied zu Weihnachten in Deutschland ist, dass um zwölf die Welt explodiert. Die Menschen in Argentinien feiern die Heilige Nacht wie Silvester mit unbeschreiblich viel lautem und buntem Feuerwerk. Ich habe mich über die Kuriosität gewundert, dass trotz der Armut unbeschreiblich viel in die Luft geschossen wurde. Übrigens nicht immer nur mit Feuerwerk. Die häuslichen Waffen werden auch mal gerne für Weihnachten rausgeholt. Der Himmel über der Villa sah wunderbar aus und nicht nur bei unserem Kollegen Tincho, der förmlich vor Freude ausrastete, kam ein Gefühl des Aufbruchs und der Verbesserung für das kommende Jahr auf.
Nach zwölf Uhr heißt es dann Nachbarn grüßen. Alle Menschen sind aus ihren Häusern gekommen, um die Menschen, die einem am Herzen liegen - oder die man einfach vom Sehen kennt – zu begrüßen und ihnen Frohe Weihnachten zu wünschen. So sind wir dann von zwölf bis zwei durch die Gassen der Villa gelaufen, sind in die Häuser von Kollegen auf ein Glas Sidra oder „pan dulce“ eingekehrt (eine Art Christstollen) und haben „felicitaciones“ (Glückwünsche) verteilt. Ich habe noch nie so vielen Menschen in so kurzer Zeit Frohe Weihnachten gewünscht.
Wie gesagt: Es herrschte die Freude.