Freitag, 31. Juli 2009

DIE ERSTE WOCHE

Hallo Freunde,

heute ist Freitag und vor dem Wochenende, an dem keine Kurse und Sprachschule stattfinden wird (also viel Zeit zum Stadterkunden und ausschlafen brereit hält) möchte ich euch von meiner ersten Woche in Buenos Aires berichten:

Wir sind Sonntag abend angekommen. Durch die 5 Stunden Zeitverschiebung nach hinten schon um 19 Uhr. Angenehm! Wir waren die letzten Freiwilligen, die aus Deutschland angekommen sind. An den Tagen zuvor sind die anderen Voluntäre von anderen Orgsanisationen, die nach Argentinien aussenden, schon ins ISEDET eingezogen.
So sind wir jetzt 40 Freiwillige aus ganz Deutschland und die Atmosphäre im Haus ist - trotz der Kälte - locker und entspannt.
Heizungen, die funktionieren gibt es hier nämlich nicht und warmes Wasser in der Dusche ist auch nur ein Traum.
Die Winterjacke behalte ich deshalb auch die ganze Zeit an.

Die Woche war bis heute gefüllt mit Vorträgen und Kursen über alle möglichen typisch argentinischen Themen und Arbeitsweisen. Jeden Morgen von 9 bis 13 Uhr haben wir Spanischkurse. Junge Studenten der Universität geben uns in jeweils 6er-Gruppen den Unterricht.

Die zwei beeindruckensten Besuche für mich diese Woche waren in einem Armenviertel und in der deutschen Botschaft:

Dienstag sind wir in ein Elendsviertel von Buenos Aires gefahren. Wir haben uns angeschaut, wie die Menschen dort leben und wie die sozialen Projekte arbeiten.
Es war unglaublich mit eigenen Augen zu sehen, dass es diese Viertel auf der Erde wirklich gibt, in denen Kinder neben Bergen von Müll und Tierkadavern spielen. Im Sommer ist dieser Gestank bestimmt unerträglich.
Das Viertel, das wir uns angeschaut haben ist 2006 bei einer illegalen "Landnahme" entstanden. Jetzt kämpfen die Menschen um jede staatliche Unterstützung und um das Recht, das besetzte Land kaufen zu dürfen. Zwei Momente sind mir besonders in Erinnerung geblieben.
Einmal als ich in dieser Straße stand und rechts und links nur Baracken standen. (Jeder Familie wird ein Grundstück von 5x8 Metern zugewiesen) In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass dieses ganze Bild nicht nur ein Armutsviertel mit tausenden Menschen ist, sondern dass dieses "Haus" von der größe eines Plumsklos direkt vor mir ALLES ist, was diese Familie hat.

Der zweite Eindruck, den ich nicht vergessen werde, war zu erleben, welche Lebensfreude die Leute in den sozialen Projekten ausstrahlten, als wir ihren "Ort der Hilfe" besuchten. Wir haben uns drei dieser Einrichtungen angeschaut (Die einzigen Häuser mit fliesendem Wasser) und bei jeder Station wurden wir zu Maté und Kuchen eingeladen. Einladungen, die wir natürlich nicht ausschlagen konnten. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen!
Diese Siedlungen sind mit keinem Ort in Deutschland zu vergleichen. So etwas habe ich noch nicht gesehen.

Der Besuch am Donnerstag in der Botschaft mein zweiter Höhepunkt dieser Woche. Wir haben den ganzen Vormittag Einblicke in alle Bereiche der Arbeit der Diplomaten hier vor Ort bekommen und mehr über die deutsch-argentinischen Beziehungen erfahren.
Interessant war es von dem Verantwortlichen für die militärische Vertretung Deutschlands in Argentinien zu erfahren, dass Deutschland auch Waffen (!) an die lateinamerikanischen Länder liefert. Wir sind hier nicht nur die Helfer! Wir profitieren von der Instabilität in den südlichen Kontinenten.

Zu meiner Wohnsituation im nächsten Jahr kann ich noch nicht viel mehr sagen. Das klärt sich nächste Woche, weil wir unter den Freiwilligen, die in mein Projekt sind noch klären müssen, wer welche Wohnung bekommt.

Bis zu meinem nächsten Beitrag wünsche ich euch schöne Tage.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Hola!

Ich bin in den letzten Tagen nicht dazu gekommen Neuigkeiten in meinem Blog zu veröffentlichen.
Mein Mitfreiwilliger und Zimmernachbar Leo hat glücklicherweise etwas mehr in sein Blog investiert.
Da wir fast immer das selbe gemacht haben zeige ich euch mal seinen Link.
Ich würde mich freuen wenn ihr euch den mal anschaut.

www.leoenargentina.blogspot.com

In den nächsten Tagen werde ich eine Zusammenfassung der letzten, sehr spannenden Woche verfassen.

Bis dahin

Sonntag, 26. Juli 2009

"

Irgendwann verrinnt eine Träne, wie ein Stern leuchtet sie auf, ich will niemanden, der sie fortwischt, sondern möchte in der Sahara damit neue Pflanzen tränken.

Ich möchte erleben um jemand zu sein. Ich möchte lieben um jemand zu sein. Ich möchte reisen um jemand zu sein.

Solange ich das alles tue kann ich von mir sagen, dass ich lebe. Und es ist ein Leben voller Farben, Vielseitigkeit und Abwechselung. Deshalb segle ich fort, ohne Anker an Bord..."

Aus "Spiegel der Zeit" von Julius Camillo Fastabend, 2008, Freiwilliger in Chile

Jetzt ist es soweit! Ich sitze im Flieger nach Buenos Aires. Rechts und links von mir die ersten Argentinier, (eine ältere Frau und ein älterer Mann aus Mendoza) die ich auf meiner langen Reise treffe. Ich habe in den letzten Minuten gemerkt, dass mein Spanisch doch nicht ganz so eingerostet ist.

13 Stunden Flug liegen vor mir.

Kurz bevor wir das Flugzeug bestiegen haben, hat einer der anderen Freiwilligen gefragt: "Sollen wir das wirklich machen? Was tun wir hier?"

Uns ist wohl allen erst wirklich klar geworden, dass wir jetzt weg sind, als wir eingestiegen waren.

Also bin ich jetzt auf dem Weg in die Welt, um einen Haufen neue Erfahrungen zu machen und ein Jahr eine Arbeit zu machen, die hoffentlich etwas gutes bewirkt.

Für alle, die das noch nicht wissen: Ich werde in Buenos Aires im Stadtteil Quilmes wohnen und mit dem MEDH ( Movimiento Ecumenico por los Derechos Humanos - Ökumenische Menschenrechtsbewegung ) in einem Armenviertel von Buenos Aires arbeiten. Über meine genauen Aufgaben kann ich noch nichts genaueres sagen, weil die Einsatzstellen und Arbeitsbereiche für die Freiwilligen sehr offen sind. Ich werde mich also in den nächsten Tagen mit meinem Chef zusammen setzen und danach bin ich hoffentlich schlauer.

Die nächsten drei Wochen werde ich noch zusammen mit meinen Mitfreiwilligen in Buenos Aires im Theologischen Institut wohnen. Die Tage sind gefüllt mit Sprachkursen und Themen wie Militärdiktatur in Argentinien, soziale Probleme und natürlich Sicherheitshinweise und korrektes Verhalten im Gastland.

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In den letzten zwei Stunden habe ich geschlafen, 150 Gramm Reis mit Putenirgendwas und ein Kuchenstück von 2x2 Zentimeter ( sog. Mittagessen ) zu mir genommen und mich mit meiner Sitznachbarin über Argentinien und Deutschland ausgetauscht. Interessant wurde es als ich merkte, dass wir seit 10 Minuten aneinander vorbeiredeten. Sie fragte nach der "Influenca" in Deutschland und ich sagte, dass es keine gibt. Schon länger nicht mehr! Bis ich dann auf den Trichter kam, dass "Influenca" Grippe heist und nicht "Inflacion". Also gibt es sie natürlich.

Ich freue mich tierisch auf den Alltag in spanischer Sprache. Gut, meine Sitznachbarin ist Grundschullehrerin und spricht offensichtlich ein sehr deutliches und verständliches Spanisch. Bei dem Herren neben mir ist das schon schwieriger. Aber diese Erfahrung habe ich ja auch in Madrid gemacht: Ältere Männer sprechen den verwaschensten Slang. Da muss man super gut zuhören.

In den Fernsehergeräten laufen Bilder einer Hilfsorganisation. Lachende Kinder aus ärmslichsten Verhältnissen, die durch Lufthansa zum Glück gefunden haben sollen.

In meinen Netbook-Kopfhörern läuft dazu das Lied "I swear" von All4One. ;) Natürlich ist das eine unrealistische und gestellte Situation aber die Stimmung, die dadurch vermittelt wird, bestätigt mich in meiner "Mission" in einem Menschenrechtsbüro zu arbeiten um genau solchen Kindern und Menschen zu helfen.

Das Kabinenpersonal verteilt Gesundheitserklärungen, die wir alle bei der Einreise dem Gesundheitsamt übergeben müssen. Folgen der Inflacion, nee der Influenca.

Ich freue mich auf spannende 12 Monate, obwohl mir der Abschied zum Schluss wirklich schwer gefallen ist.

"I swear I´ll be there" - in a year.

Die letzen Flugstunden werde ich mit dem Unterhaltungsprogramm an Bord verbringen. Sobald ich näheres zu Unterkunft und Arbeitsstelle weiß und vor allem wo ich ans Internet komme berichte ich mehr.