Sonntag, 26. Juli 2009

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Irgendwann verrinnt eine Träne, wie ein Stern leuchtet sie auf, ich will niemanden, der sie fortwischt, sondern möchte in der Sahara damit neue Pflanzen tränken.

Ich möchte erleben um jemand zu sein. Ich möchte lieben um jemand zu sein. Ich möchte reisen um jemand zu sein.

Solange ich das alles tue kann ich von mir sagen, dass ich lebe. Und es ist ein Leben voller Farben, Vielseitigkeit und Abwechselung. Deshalb segle ich fort, ohne Anker an Bord..."

Aus "Spiegel der Zeit" von Julius Camillo Fastabend, 2008, Freiwilliger in Chile

Jetzt ist es soweit! Ich sitze im Flieger nach Buenos Aires. Rechts und links von mir die ersten Argentinier, (eine ältere Frau und ein älterer Mann aus Mendoza) die ich auf meiner langen Reise treffe. Ich habe in den letzten Minuten gemerkt, dass mein Spanisch doch nicht ganz so eingerostet ist.

13 Stunden Flug liegen vor mir.

Kurz bevor wir das Flugzeug bestiegen haben, hat einer der anderen Freiwilligen gefragt: "Sollen wir das wirklich machen? Was tun wir hier?"

Uns ist wohl allen erst wirklich klar geworden, dass wir jetzt weg sind, als wir eingestiegen waren.

Also bin ich jetzt auf dem Weg in die Welt, um einen Haufen neue Erfahrungen zu machen und ein Jahr eine Arbeit zu machen, die hoffentlich etwas gutes bewirkt.

Für alle, die das noch nicht wissen: Ich werde in Buenos Aires im Stadtteil Quilmes wohnen und mit dem MEDH ( Movimiento Ecumenico por los Derechos Humanos - Ökumenische Menschenrechtsbewegung ) in einem Armenviertel von Buenos Aires arbeiten. Über meine genauen Aufgaben kann ich noch nichts genaueres sagen, weil die Einsatzstellen und Arbeitsbereiche für die Freiwilligen sehr offen sind. Ich werde mich also in den nächsten Tagen mit meinem Chef zusammen setzen und danach bin ich hoffentlich schlauer.

Die nächsten drei Wochen werde ich noch zusammen mit meinen Mitfreiwilligen in Buenos Aires im Theologischen Institut wohnen. Die Tage sind gefüllt mit Sprachkursen und Themen wie Militärdiktatur in Argentinien, soziale Probleme und natürlich Sicherheitshinweise und korrektes Verhalten im Gastland.

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In den letzten zwei Stunden habe ich geschlafen, 150 Gramm Reis mit Putenirgendwas und ein Kuchenstück von 2x2 Zentimeter ( sog. Mittagessen ) zu mir genommen und mich mit meiner Sitznachbarin über Argentinien und Deutschland ausgetauscht. Interessant wurde es als ich merkte, dass wir seit 10 Minuten aneinander vorbeiredeten. Sie fragte nach der "Influenca" in Deutschland und ich sagte, dass es keine gibt. Schon länger nicht mehr! Bis ich dann auf den Trichter kam, dass "Influenca" Grippe heist und nicht "Inflacion". Also gibt es sie natürlich.

Ich freue mich tierisch auf den Alltag in spanischer Sprache. Gut, meine Sitznachbarin ist Grundschullehrerin und spricht offensichtlich ein sehr deutliches und verständliches Spanisch. Bei dem Herren neben mir ist das schon schwieriger. Aber diese Erfahrung habe ich ja auch in Madrid gemacht: Ältere Männer sprechen den verwaschensten Slang. Da muss man super gut zuhören.

In den Fernsehergeräten laufen Bilder einer Hilfsorganisation. Lachende Kinder aus ärmslichsten Verhältnissen, die durch Lufthansa zum Glück gefunden haben sollen.

In meinen Netbook-Kopfhörern läuft dazu das Lied "I swear" von All4One. ;) Natürlich ist das eine unrealistische und gestellte Situation aber die Stimmung, die dadurch vermittelt wird, bestätigt mich in meiner "Mission" in einem Menschenrechtsbüro zu arbeiten um genau solchen Kindern und Menschen zu helfen.

Das Kabinenpersonal verteilt Gesundheitserklärungen, die wir alle bei der Einreise dem Gesundheitsamt übergeben müssen. Folgen der Inflacion, nee der Influenca.

Ich freue mich auf spannende 12 Monate, obwohl mir der Abschied zum Schluss wirklich schwer gefallen ist.

"I swear I´ll be there" - in a year.

Die letzen Flugstunden werde ich mit dem Unterhaltungsprogramm an Bord verbringen. Sobald ich näheres zu Unterkunft und Arbeitsstelle weiß und vor allem wo ich ans Internet komme berichte ich mehr.

1 Kommentar:

  1. Fürchte dich nicht vor dem nächsten Schritt, nur wer weit blickt, findet sich zurecht. (Dag Hammarskjöld)

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