Montag, 28. Juni 2010

Was für ein Fussball-Sonntag

Das war mal ein Tag, an dem wir Freiwilligen gleich 8 Mal jubeln durften. Einmal, als das englische „Tor von Bloemfontein“ nicht gewertet wurde, 4 Mal, als unsere deutschen Tore glanzvoll die Engländer vom Spielfeld geballert haben und 3 Mal, als unser Zweitteam - die „selección argentina“ - die Mexikaner besiegt hat. So kommt am Samstag das Hammerspiel Deutschland – Argentinien auf uns zu. Seit dem 11. Juni schon sind die Argentinier noch viel verrückter nach Fussball als sie es eh schon sind. Im Moment ist Maradona der Staatschef, der schonmal angekündigt hat, im Falle des Weltmeistertitels nackt um den Obelisken zu rennen und damit eine Facebook-Gruppe mit einer Vielzahl von bereitwilligen Mitläufern aus allen Schichten gefunden hat.
Es gibt keinen Fernseher mehr, der nicht ein WM-Spiel zeigt oder einen Bericht darüber. Egal mit wem man redet, es gab für kurze Zeit nur noch zwei Themen: Die „selección argentina“ oder wie Deutschland gespielt hat. Seit diesem Sonntag sind diese Themen zu einem geworden und ich befürchte für die kommende Woche nichts Gutes. Die größte argentinische Tageszeitung „La Nación“ titelt angsterfüllt im Angesicht der Deutschen und mit bösen Erinnerungen an das letzte Viertelfinale 2006 aber auch mit großer Revanchelust. „Mit einer fürchterlichen Demonstrierung ihrer Macht kickten die Deutschen die Engländer vom Feld.“
„Doch zu diesem Viertelfinale gegen die Deutschen treten wir mit sehr viel mehr Offensivstärke an, als beim letzten Mal.“ („La Nación“ vom 28. Juni 2010)
Dieses Viertelfinale könnte für mich in Argentinien natürlich nicht spannender besetzt sein. Egal, wie das Spiel ausgeht, ich habe Grund zum Feiern. Je nach Ausgang des Spiels einmal ganz still und heimlich und einmal ausgelassener. Ich befürchte jedoch, dass meine Rolle als Verlierer weitaus stärker ausgeprägt sein wird. Wie ich die Argentinier kenne, darf ich mir bei einer Niederlage der Deutschen die restlichen drei Wochen ihre schelmischen Bemerkungen und Neckereien anhören, die bei jedem Fehler, den die die Deutschen machen, schon schlimm genug sind. Mehr Sorgen mache ich mir allerdings, dass Deutschland meine Asado-Freunde schon wieder aus der Weltmeisterschaft raushaut, was mir das Leben hier zum Abschluss nochmal echt schwer machen könnte.
Mit meinen Kindern aus dem Projekt steht schon der Wetteinsatz: Wenn Argentinien gewinnt, gibt es einen neuen Fußball fürs Projekt und wenn Deutschland gewinnt, müssen sie die deutsche Nationalhymne lernen und singen. Was den Kids mit ihrem schon großen patriotischen Herz sicher mehr schmerzen würde, als mir einen Fußball zu kaufen.

1 Kommentar:

  1. Lieber Johannes,
    da bekommst Du zum Ende der Dienstzeit ja noch besondere Tage mit.Ich habe gerne gelesen, was Du schreibst. Wenn schon die Zeit vor Samstag so aufregend ist, dann wird der Samstag sicher spannend. Und ich hoffe, dass Du dann bald Zeit und Lust hast zu beschreiben, was um Dich herum passiert. Vor allem wie die Kinder reagieren. Ich habe schon einen Termin für einen Bericht hier in Meinerzhagen bei KUK gemacht, da könnte die WM und alles was Du damit erlebst, ja auch ein Abschnitt im Bericht/Interview werden. Ich hoffe Du kannst am 07.12.2010 abends hierhin kommen, aus welchem Studienort auch immer.
    Herzliche Grüße in den Winter aus dem heißen Sauerlandsommmer
    Joa

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